GEBURTSTAG Sportmediziner Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ist 80 Jahre alt geworden

Lausiger Schüler mit Potential

Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt erhält anlässlich seines Vortrags von Jan Edo Albers – damals für den Verein der Ehemaligen, heute Jevers Bürgermeister – ein Buch als Dankeschön

Müller-Wohlfahrt am 1. März 2013 vor Schülern in der Aula des MG

 JEVER/WAN Er ist der mit Abstand berühmteste lebende Ehemalige des Mariengymnasiums zu Jever: Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Am heutigen Freitag feiert der weltberühmte Sportmediziner seinen 80. Geburtstag.

 Sein letzter, viel beachteter Besuch an seiner alten Schule ist jetzt neun Jahre her, doch nicht nur für seine Klassenkameraden unvergessen. Am 1. März 1963 hatten sie in der Sporthalle des MG ihre Abiturarbeiten geschrieben und exakt 50 Jahre danach kamen sie genau dort in großer Zahl wieder zusammen.

 Müller-Wohlfahrt war natürlich der Stargast und er gab bereitwillig viel Auskunft über sein Wirken als Teamarzt des FC Bayern München und der Fußballnationalmannschaft und vieles mehr. Dabei war Sport in seinen Schülerjahren nicht der einzige Grund, weshalb er ein so lausiger Schüler war, dass er sogar eine „Ehrenrunde“ drehen musste.

 Die war insofern besonders peinlich, weil einer der Gründe die 5 ausgerechnet im Fach Religion war – und das als Sohn des Pastors aus Leerhafe! Der andere Grund war im Übrigen seine andere Leidenschaft, das Spielen auf der Kirchenorgel. Das an diesem Abend denn auch gewürdigt wurde, indem sich der veranstaltende Verein der Ehemaligen des Mariengymnasiums mit dem Bildband „Kirchen in Ostfriesland“ für seinen Vortrag bedankte.

 Müller-Wohlfahrt, der 1961 zusammen mit Jochen Ewald auch Mitbegründer der viel später wieder aufgelebten „Old Marytown Jazzband“ war, hielt dann nach der abendlichen Feier mit seinen Klassenkameraden am folgenden Freitag auch noch einen Vortrag vor den Schülern in der voll besetzten Aula. Unumwunden gab er dabei zu, ein schlechter Schüler gewesen zu sein und wie man es selbst als solcher mit Willen, Fleiß und Durchhaltevermögen zu etwas bringen kann.

 Mehr noch aber interessierten sich die Schüler für Einzelheiten seiner vielen Erfolge. Bei denen die sportmedizinische Arbeit für die Karriere von Wunderläufer Ursain Bolt insofern besonders herausragte, als ihn der Jamaikaner bei jedem seiner Welterfolge als mitursächlich rühmte.

 Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ist noch immer rührig und hat soeben auch ein weiteres Fachbuch publiziert. Der Verein der Ehemaligen steht im Übrigen im Gespräch mit seinem Vorzimmer in München und hofft, den berühmtesten aller Ehemaligen für die Feierlichkeiten zum 450-jährigen Bestehen des MG im kommenden Jahr gewinnen zu können. Ein starkes Argument dafür gäbe es ohnehin: das Diamantene Abitur im März 2023!

von Wolfgang A. Niemann

Ehemalige Persönlich – Vortrag mit Dr. Gerwin Moldenhauer

FOTO: v.l. Renate Janßen-Niemann, Peter Tolksdorf, Dr. Matthias Bollmeyer (alle Ehemaligen-Verein), Dr. Gerwin Moldenhauer, Schulleiter Jürgen Ploeger-Lobeck sowie Dirk Degener (Ehemaligen Verein)    

  JEVER/WAN Mord und Totschlag und sogar Terrorismus hielten am Mittwoch Einzug ins Mariengymnasium zu Jever. Schulleiter Jürgen Ploeger-Lobeck aber freute sich in der sehr gut besuchten Aula über den speziellen Gast, der all das an seine alte Penne mitbrachte.

 Dr. Gerwin Moldenhauer machte 1993 das Abitur am MG und 2019 hatte Dr. Matthias Bollmeyer vom Verein der Ehemaligen ihn für „Die alte Schulglocke“ interviewt. Zusätzlich hatte der gebürtige Schortenser aber auch einen Vortrag unter dem Titel „Recht. Staat. Schutz“ zugesagt und er kam gern hierher. Er sei ein mittelmäßiger Schüler gewesen, halte aber immer noch viel Kontakt zu früheren Schulkameraden.

 Ein frühes Rechtsstaatsempfinden habe er 1986 bei seiner ersten Demo in Jever erlebt, als Schüler gegen das Berufsverbot der Lehrerin Dorothea Vogt auf die Straße gingen. Sie war wegen der Mitgliedschaft in der nicht verbotenen DKP aus dem Beamtenverhältnis entlassen worden und wurde erst 1995 durch Rechtsprechung des Europäischen Menschenrechtsgerichts rehabilitiert. Moldenhauer bekam es nach seinem Jura-Studium seit 2005 als Staatsanwalt dann mit Kapitalverbrechen zu tun.

 Da ging es in Hamburg um Ermittlungen und Gerichtsverfahren gegen „schwere Jungs“ und dergleichen. Bis er 2013 zum Bundesgerichtshof in Karlsruhe und dort zum Generalbundesanwalt abgeordnet wurde. Dort geht es um den Justiziellen Staatsschutz und in der „Festung“ mit Mauern und Panzerglas – Moldenhauer zeigte ein Bild des schönen aber schwer abgeschotteten Gebäudes – arbeiten rund 180 Mitarbeiter in den Abteilungen „Revision“ und TE, also Terrorismus, und Spionage.

 Mit rund 20 Kollegen ermittelt Moldenhauer hier zu terroristischen Vereinigungen wie RAF, NSU und Dschihadisten, aber auch bei „Verfahren von besonderer Bedeutung“ wie der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Lübcke. Der Linksterrorismus sei im Übrigen ebenfalls „kein Schnee von gestern“, so gehe ein früheres RAF-Trio immer noch auf Raubzüge und in Berlin gab es Brandanschläge auf Polizeiautos.

 Während er selbst noch im „Massengeschäft islamischer Terrorismus“ ermittelte, sei dann am 4. November 2011 wie ein Tsunami der NSU-Komplex über sie hereingebrochen, der die Sicherheitstruktur Deutschlands veränderte. Der mittlerweile zum Oberstaatsanwalt beförderte Moldenhauer entwickelte sich zum Spezialisten für den „Nationalsozialistischen Untergrund“ und stellte nun etliche spannende Details vor. Er war nicht nur in den NSU-Prozess in München involviert, er hatte auch bei den Ermittlungen Erlebnisse der besonderen Art.

 So verhörte er den NPD-Politiker Ralf Wohlleben im Knast und konnte Entscheidendes über eine Tatwaffe des NSU aus ihm herauskitzeln. Was ihn zur umgehenden Verhaftungsaktion mitsamt Einsatzkräften der GSG 9 in Zwickau führte. Gerwin Moldenhauer vertritt im Übrigen auch Generalbundesanwalt Dr. Peter Frank persönlich bei den häufigen Lagebesprechungen im GTAZ (Gemeinsames Terrorismus-Abwehrzentrum) in Berlin, in dem sich Staatsschutz, Polizeien und Geheimdienste austauschen.

 Mit spürbarer Begeisterung schilderte er auch etliche andere Aspekte, so die Folgen des von Präsident Trump angeordneten Rückzugs der US-Truppen aus Syrien/Irak: unter den über 1000 „Foreign Fighters“ des IS seien gut 120 solche mit Deutschland-Bezügen, die freizukommen drohen und also relevant für Ermittlungen des Generalbundesanwalts werden können. Unter viel Beifall schloss Moldenhauer dann seine fesselnden Ausführungen mit einem Bedauern: vor Gericht müssten die Ermittler ihre Methoden offenlegen, so dass die Gegenseite stets dazulerne. „Also kriegen wir meist nur die Dummen.“

Autor: Wolfgang A. Niemann

TERMINANKÜNDIGUNG „Ehemalige persönlich“

Vortrag mit Gerwin Moldenhauer (Abitur 1993)

Der Vereinsvorstand konnte unser Mitglied Dr. jur. Gerwin Moldenhauer, Jurist und Oberstaatsanwalt beim Generalbundes-
anwalt beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe, als Referenten gewinnen.
Nachdem er in der Sommerausgabe 2019 unserer Vereinszeitschrift „Die alte Schulglocke“ über seinen Werdegang und seine Tätigkeiten im Rahmen der Reihe „Ehemalige persönlich“ berichtet hatte, steht er im Februar 2020 für einen Vortrag zur Verfügung. Der öffentliche Abendvortrag zum Thema „Staat, Recht,Schutz“ findet am Mittwoch, 12. Februar 2020, ab 19.30 Uhr in der Aula des Mariengymnasiums statt. Ein Vortrag für Schülerinnen und Schüler der Schule ist nicht vorgesehen.
Alle Ehemaligen und Gäste sind herzlich eingeladen.

Gerwin Moldenhauer studierte Jura, Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte in Göttingen und legte im Jahr 2000 das 1. Staatsexamen in Hannover ab. Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Göttingen und wurde ebenda zum Dr. jur. promoviert. Während seines Referendariats in Hamburg spezialisierte sich Moldenhauer auf das Strafrecht. In diesem Zusammenhang war er auch in der Strafvollzugsanstalt Fuhlsbüttel tätig und lernte beispielsweise den sogenannten „Säurefassmörder“ kennen. Ab 2005 arbeitete Gerwin Moldenhauer als Staatsanwalt in Hamburg, wo er zunächst Kapitalstrafsachen bearbeitete und von wo er im Jahr 2013 an den Bundesgerichtshof nach Karlsruhe abgeordnet wurde. In dieser Zeit spezialisierte er sich strafrechtlich besonders auf den Bereich des Terrorismus und wirkte an den Ermittlungen im NSU-Verfahren mit. Zum Jahreswechsel 2015/16 wurde Moldenhauer aus Hamburg dauerhaft an den Bundesgerichtshof versetzt und arbeitet dort seitdem im Grundsatzreferat der Abteilung Terrorismus. In dieser Funktion vertritt er den Generalbundesanwalt auch im Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum in Berlin, wo er ebenfalls Lehraufträge an der Freien Universität wahrnimmt. Im Jahr 2019 wurde er durch den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zum Oberstaatsanwalt ernannt.

Ehemalige Persönlich : Ommo Wille (Abi 1979)

Der Vereinsvorstand des Vereins der Ehemaligen des Marien-
gymnasiums zu Jever e. V. konnte das Mitglied Ommo Wille,
Künstler, Illustrator und Mitglied der Künstlergruppe inter-
Duck, bekannt durch das Ausstellungsprojekt DUCKOMEN-
TA, als Referenten gewinnen.
Nachdem er in der Weihnachtsausgabe 2018 der Vereinszeit-
schrift „Die alte Schulglocke“ über seinen Werdegang und sei-
ne Tätigkeiten im Rahmen der Reihe „Ehemalige persönlich“
berichtet hatte, steht er im November 2018 für einen Vortrag
zur Verfügung. Der öffentliche Abendvortrag zum Thema
„Zwischen Jever, Berlin und Entenhausen“ findet am Mittwoch, 13. November 2019, ab 19.30 Uhr in der Aula des Mariengymnasiums statt. Ein Vortrag für Schülerinnen und Schüler der Schule ist nicht vorge- sehen.
Alle Ehemaligen und Gäste sind herzlich eingeladen.

BILDUNG – Prof. Dr. Ulrich Heinen spricht bei „Ehemalige Persönlich“ über Medizintechnik – Neues Format der Studienberatung

Ausflug in die Studienpraxis: Ulrich Heinen vor den Schülern BILDER: Christoph Hinz

Bei den „Jeverschen Vorlesungen“ informiert auch Historiker Prof. Dr. Dietmar von Reeken.
JEVER. Einen echten Doppelwurf in Sachen Information gelandet haben der Verein der Ehemaligen des Mariengymnasiums und das Mariengymnasium (MG) am Mittwoch und am gestrigen Donnerstag mit der 17. Auflage des Vortragsabends „Ehemalige persönlich“ und dem ersten Anlauf der neuen Reihe „Jeversche Vorlesungen – Schule trifft auf Universität“ zur Studien- und Berufsorientierung. Musiker im Nebenberuf
Als Ehemaliger berichtete in der Abendveranstaltung Prof. Dr. Ulrich Heinen, Abiturjahrgang 1990, über seinen beruflichen Werdegang. Heinen ist Diplom-Chemiker und Professor für Medizintechnik und Bildgebende Diagnostik sowie naturwissenschaftlich-technische Grundlagenfächer an der Hochschule Pforzheim. Der Titel seines Vortrags lautete „Der Blick in den Menschen – neue Werkzeuge für die Medizin“. 2016 hat Heinen seine Lehrtätigkeit in Pforzheim aufgenommen. Wer seine Eltern noch kannte, Sibylle und Ferdinand Heinen, den wunderte es am Donnerstagabend nicht, dass der erfolgreiche Naturwissenschaftler zudem nebenberuflicher Kirchenmusiker ist. In der Familie Heinen wurde Musik immer groß geschrieben. Rückblickend machte Heinen aber deutlich, dass ihn am MG besonders der Musiklehrer und jeversche Kantor Günther Maurischat geprägt habe. Und ohne den Fachlehrer für Chemie, Oltmann Oltmanns, „hätte ich sicherlich nie Chemie studiert“. Heinen gehörte zum ersten Jahrgang, der Informatik als Abifach hatte.
„Spione“ im Körper. Fünf Verfahren der Medizintechnik stellte Ulrich Heinen vor: Ultraschallbildgebung, Projektionsröntgen, Computertomographie, Kernspintomographie und Positionen-Emissions-Tomographie. Weltweit forscht der Butenjeveraner mit Kollegen an der Magnetpartikelbildgebung. Dabei geht es im Wesentlichen darum, magnetische Nanopartikel im Körper „spionieren“ zu lassen – eine strahlungsfreie Untersuchungsmethode. Mitreißend berichtete Ulrich Heinen nicht nur über seinen Werdegang, sondern gab auch Einblick in die Entwicklung eines noch relativ junges Forschungsgebietes, das die Qualität der Diagnostik in Zukunft erheblich nach vorn bringen dürfte.
Gestern, anlässlich des Starts der Reihe „Jeversche Vorlesungen“, stand für den Ehemaligen nicht so sehr das Fachliche im Vordergrund, sondern das noch vergleichsweise neue Studienfach Medizintechnik und die Studienbedingungen.
Dr. Markus Gärtner, Beauftragter für Studienberatung am Mariengymnasium, hatte unter dem Motto „Schule trifft auf Universität“ ein spannendes Programm organisiert. Die Veranstaltungsreihe soll als Teil des neuen Studienberatungskonzepts zweimal im Jahr den Oberstufenschülern Gelegenheit geben, sich zu orientieren und dafür Informationen von Hochschulprofessoren zu nutzen. Unter anderem geht es um Zugangsvoraussetzungen, Inhalte und Abläufe der jeweiligen Studiengänge.
Hohe Abbrecherquote
In seiner Einführung und Anmoderation erläuterte Gärtner, die Motivation, die hinter den „Jeverschen Vorlesungen“ steht: Viele Studenten würden in ihrem Fach etwas anderes erleben als sie erwartet hätten – das Ergebnis sei eine Abbrecherquote von offiziell 33 Prozent, die vielleicht noch viel höher liege. An dem Punkt setzen die Vorlesungen an. Bewusst hat Markus Gärtner zwei recht unterschiedliche Referenten an der Start gebracht, „einen Geisteswissenschaftler und einen Naturwissenschaftler, ein sehr altes und ein neues Studienfach“, wie er sagte.
Außer Ulrich Heinen (Thema „Der Studiengang Medizintechnik“) informierte der Historiker Prof. Dr. Dietmar von Reeken (Universität Oldenburg) unter dem Titel „Geschichte studieren – Master of Arts oder Master of Education?“ über sein Fach.
An die Vorträge schloss sich eine von Markus Gärtner moderierte Podiumsdiskussion an, danach konnten die Schüler sich direkt mit Fragen an die beiden Referenten wenden.

aus dem Jeversches Wochenblatt vom 15.02.2019

„Ehemalige persönlich“ – Vortrag mit Ulrich Heinen

Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Heinen

Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Heinen

Der Vereinsvorstand des Vereins der Ehemaligen des Mariengymnasiums zu Jever e. V, konnte unser Mitglied Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Heinen aus dem Abitur-Jahrgang 1990 des Mariengymnasiums, Diplom-Chemiker und Professor für Medizintechnik und Bildgebende Diagnostik sowie naturwissenschaftlich-technische Grundlagenfächer in der Fakultät für Technik der Hochschule Pforzheim, als Referenten gewinnen. Nachdem er in der Sommerausgabe 2018 der Vereinszeitschrift „Die alte Schulglocke“ über seinen Werdegang und seine Tätigkeiten im Rahmen der Reihe „Ehemalige persönlich“ berichtet hatte, steht er im Februar 2019 für zwei Vorträge zur Verfügung. Der öffentliche Abendvortrag zum Thema „Der Blick in den Menschen: neue Werkzeuge für die Medizin“ findet am Mittwoch, 12. Februar 2019, ab 19.30 Uhr in der Aula des Mariengymnasiums statt. Am nächsten Vormittag folgt ein Vortrag für Schülerinnen und Schüler der Schule. In diesem Rahmen wird Ulrich Heinen als Referent an den erstmals organisierten „Jeverschen Vorlesungen“ für Studien- und Berufsorientierung des Mariengymnasiums teilnehmen.

Alle Ehemaligen und Gäste sind herzlich eingeladen. Weitere Informationen finden Sie vor der Veranstaltung unter www.ehemalige-mgjever.de.

 

 

Ehemalige Persönlich: Dr. Sven Lüken

JEVER/WAN Dr. Sven Lüken promovierte einst über Frömmigkeitsgeschichte, heute aber leitet er im Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin die Sammlung „Waffen, Rüstungen und militärisches Gerät“. Die Bandbreite reicht da vom Römerschwert bis zur Kalaschnikow und inmitten seiner Schätze steht ein echtes 8,8 cm-Flak-Geschütz aus dem Zweiten Weltkrieg.
Davon hatte der 1959 in Jever geborene Wissenschaftler bereits Dr. Matthias Bollmeyer vom Verein der Ehemaligen des Mariengymnasiums zu Jever in der Reihe von Interviews mit MG-Abiturienten berichtet, aus denen „etwas geworden ist“. Für diesen Mittwoch hatte der Verein Lüken nun persönlich eingeladen und unter den zahlreichen Zuhörern waren auch etliche Schüler der Oberstufe.
Der Polizistensohn schilderte zunächst kurz seinen Werdegang am MG, wo er 1978 das Abitur machte. Schon als Volksschüler habe ein Zeugniseintrag gelautet: „Sven zeigt ein starkes Interesse an der Heimatgeschichte.“ Während seiner Gymnasialzeit habe er sich bereits politisch betätigt, so beteiligte er sich an den Demonstrationen gegen die Kreisreform von 1977 und er war auch Gründungsmitglied des USSB (Unabhängiger Sozialistischer Schülerbund), der politisch links von der SPD stand und sogar die Wahlen zur Schülermitverwaltung gewann.
Nach dem Wehrdienst, der ihm mit seinen Zwängen vor Augen geführt habe, was er gar nicht wollte, wandte er sich dem für ihn naheliegendsten Studium der Geschichte in Göttingen zu. Das erweiterte er um Kunstgeschichte, Publizistik sowie Urund Frühgeschichte. Nach verschiedenen Stationen in namhaften Museen ging er dann 2001 zum DHM, das bei der Gründung 1987 als „Kohl-Museum“ galt, weil der Bundeskanzler es unbedingt haben wollte. Dort geplant, wo jetzt das Bundeskanzleramt steht, war es unter Museumsfachleuten eher verpönt.
Bis Mauerfall und Wende 1989 alles veränderten, denn nun wurde das Projekt mit dem 1952 von der DDR gegründeten „Museum für Deutsche Geschichte“ verbunden und hatte plötzlich nicht nur eine riesengroße Militaria-Sammlung sondern auch noch eine besonders edle Adresse: das einstige prachtvolle Zeughaus, dessen Ursprung schon der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg 1667 gelegt hatte.
Die Arbeit mit Waffen, Rüstungen und Uniformen habe viel Neuland bedeutet, denn Militärgeschichte habe es bis dato nicht gegeben, erklärte Lüken. Seit 2001 arbeitet er im DHM und übernahm 2008 die Leitung der entsprechenden Sammlung. Womit er einer der ganz wenigen Historiker Deutschlands sein dürfte, die zur Ausübung ihres Berufes sogar einen Waffenschein erwerben musste.
Nach dem Abschluss seiner sehr lebendigen Ausführungen fragte ihn Dr. Markus Gärtner, Studienberater am MG, nach Tipps für die Wahl der Ausbildung nach dem Abitur. „Macht, worauf Ihr Lust habt“, empfahl Lüken den Schülern, schließlich bestimme der Beruf das ganze Leben und sollte deshalb möglichst viel Befriedigung geben.
FOTO: v.l. Dr. Sven Lüken eingerahmt von Dr. Matthias Bollmeyer und Renate Janßen-Niemann (Verein der Ehemaligen) sowie Schulleiter Jürgen Ploeger-Lobeck (rechts)

Autor: Wolfgang A. Niemann

TERMINANKÜNDIGUNG
 „Ehemalige persönlich“
Vortrag mit Sven Lüken (Abitur 1978)


Der Vereinsvorstand konnte unser Mitglied Dr. phil.
 Sven Lüken, Historiker und Kunsthistoriker, Fach-
bereichsleiter Militaria und Sammlungsleiter „Waf-
fen, Rüstungen und militärisches Gerät“ am
Deutschen Historischen Museum in Berlin, als Refe-
renten gewinnen.
Nachdem er in der Weihnachtsausgabe 2017 unserer Vereinszeitschrift „Die alte Schulglocke“ über seinen Werdegang und seine Tätigkeiten im Rahmen der Reihe „Ehemalige persönlich“ berichtet hatte, steht er im November 2018 für einen Vortrag zur Verfügung. Der öffentliche Abendvortrag zum Thema „Das Berliner Zeughaus: Vom preußischen Waffenarsenal zum Deutschen Historischen Museum“ findet am Mittwoch, 7. November 2018, ab 19.30 Uhr in der Aula des Mariengymnasiums statt. Ein Vortrag für Schülerinnen und Schüler der Schule ist dieses Mal nicht vorgesehen.
Alle Ehemaligen und Gäste sind herzlich eingeladen. Weitere Informationen finden Sie vor den Veranstaltungen unter www.ehemalige-mgjever.de.
Sven Lüken interessiert sich seit seiner Grundschulzeit am Harlinger Weg in Jever für Geschichte und hat dieses Interesse nach dem Abitur am Mariengymnasium zu Leidenschaft und Profession gemacht. Er studierte Geschichte, Kunstgeschichte, Publizistik sowie Urund Frühgeschichte in Göttingen, wurde ebenfalls in Göttingen promoviert und war anschließend in verschiedenen Museen (Hamburg, Kassel, Wismar) tätig. Außerdem organisierte er die 250-Jahrfeier der Universität Göttingen im Jahr 1987.
Seit Anfang 2001 lebt und arbeitet Sven Lüken in Berlin, wo er an der Konzipierung der 2006 eröffneten, neuen Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums maßgeblichen Anteil hatte. Schließlich wurden ihm dort seine heutigen Zuständigkeitsbereiche übertragen. Sven Lüken ist deshalb einer von nur wenigen Historikern in Deutschland, die zur Ausübung ihres Berufs eine Waffenbesitzkarte benötigen.
Er verwaltet beispielsweise das frühere Arsenal der preußischen Könige und Gerätschaften aus der Schlacht um Berlin im Zweiten Weltkrieg, aber ebenso Römerschwerter, mittelalterliche Foltergeräte und historisch bedeutsame personengebundene Waffen wie das Schwert Wallensteins aus dem Dreißigjährigen Krieg oder Napoleons Degen aus der Schlacht von Waterloo.

„Ehemalige persönlich“: Vortrag mit Manfred Kallerhoff (Abitur 1970)

Der Vereinsvorstand konnte unser Mitglied Prof. Dr. med.Manfred Kallerhoff, Facharzt für Urologie und Chefarzt i. R. der Klinik für Urologie des Prosper-Hospitals in Recklingha-
usen (Akademisches Lehrkrankenhaus der Ruhr-Universität Bochum), als Referenten gewinnen.
Nachdem er in der Sommerausgabe 2017 unserer Vereins-zeitschrift „Die alte Schulglocke“ über seinen Werdegang und seine Tätigkeiten im Rahmen der Reihe „Ehemalige persönlich“ berichtet hatte, steht er im Mai 2018 für zwei Vorträge zur Verfügung. Der öffentliche Abendvortrag zum Thema „Lernen, Beruf und Berufung – als Urologe in Nepal“ findet am Donnerstag, 24. Mai 2018, ab 19.30 Uhr in der Aula des Mariengymnasiums statt. Am nächsten Vormittag folgt ein Vortrag für Schülerinnen und Schüler der Schule.
Alle Ehemaligen und Gäste sind herzlich eingeladen. Weitere Informationen finden Sie vor den Veranstaltungen unter www.ehemalige-mgjever.de.
Manfred Kallerhoff leistete nach dem Abitur seinen Wehrdienst im Labor des Bundeswehrkrankenhauses in Bad Zwischenahn ab und studierte anschließend Humanmedizin in Göttingen. Nach der Promotion, Facharztprüfung und Habilitation erhielt er die Lehrberechtigung für Physiologie und Urologie an der Georg-August-Universität Göttingen. Dort wurde er auch Leitender Oberarzt der Urologischen Klinik und wechselte im Jahr 1998 als Chefarzt an die Klinik für Urologie des Prosper-Hospitals in Recklinghausen, das ein Akademisches Lehrkrankenhaus der Ruhr-Universität Bochum ist. Manfred Kallerhoff wurde für Leistungen auf seinem Fachgebiet u. a. im Bereich der Nierentransplantation, der Nierentumore und der Organkonservierung mit dem Maximilian-Nitze-Preis, dem Peter-Bischoff-Preis und dem Dr.-Franz-Köhler-Preis ausgezeichnet.
Auch im Ruhestand ist er noch beruflich und ehrenamtlich aktiv und hat als Mitglied der German Rotary Volunteer Doctors in einem neuerrichteten Krankenhaus in Dhulikhel (30 km östlich von Kathmandu) auf ehemaligen Reisfeldern eine urologische Klinik mit mitteleuropäischem Standard aufgebaut, für die er in Deutschland Spenden sammelt und die er regelmäßig zur Mitarbeit und zur Fortbildung des medizinischen Nachwuchses besucht. „Quality medicine for the poor“ ist dabei sein Motto. Gemeinsam mit seiner Ehefrau leitet er außerdem die Namaste-Stiftung, die die medizinische Arbeit vor Ort finanziell unterstützt