Mariengymnasium Wie junge Menschen die NS-Geswchichte in Jever erforscht haben – ZDF dreht Fernsehreportage

  JEVER/WAN Als 1981 eine Projektgruppe aus Schülern des Mariengymnasiums zu Jever ihre Recherchen zur braunen Vergangenheit der Marienstadt mit einer großen Ausstellung in den Räumen der Landessparkasse zu Oldenburg abschloss, kam es zu einer ungeahnten Krönung dieser Arbeit durch eine Fernsehreportage dazu.

 ZDF-Regisseur Wolf Lindner drehte den Film „Aufgeblättert: Jever – Schüler erforschen NS-Geschichte ihrer Stadt“, der dann am 28. Juni nachmittags ausgestrahlt wurde. Diesen 29-minütigen Streifen zeigte am Mittwoch der Arbeitskreis Gröschler-Haus in Zusammenarbeit mit dem Verein Kinofreunde Friesland im sehr gut besuchten Zimmertheater des Lokschuppens. 

 „Der stillschweigende braune Geist hing noch immer wie eine Käseglocke über Jever und die junge Generation lüftete die mit ihrer Arbeit“, zog Hartmut Peters vom Arbeitskreis Gröschlerhaus ein Resümee zum damaligen Projekt. 1978 hatte es den Anstoß durch die Kultusministerkonferenz gegeben, als die zum 40. Jahrestag der sogenannten Reichsprogromnacht vom 9. November 1938, als auch in Jever die Synagoge brannte eine Befassung in den Schulen mit dem Nationalsozialismus anregte.

 Manfred Redelfs, damals Schülersprecher und politisch sehr interessiert, erinnerte sich nun an ratlose Gesichter in der Lehrerschaft. Es habe keinerlei Unterrichtsmaterial gegeben und die meisten Lehrer hatten auch keine Ahnung vom Thema. Der Film zeigte nun, wie eine große Zahl von Schülern mit eigenen Recherchen begann und eine eigene Projektgruppe dazu bildete.

 Zeitzeugen und Unterstützer wie Oswald Andrae, Ommo Ommen und Dorothea Voigt kamen zu Wort und die Schüler wurden leichter fündig als gedacht, als sie zum Beispiel das Schicksal des Kriegsgegners und Demokraten Georg von der Vring untersuchten. Der Zeichenlehrer des Mariengymnasiums und Verfasser des erfolgreichen Antikriegsromans „Soldat Suhren“ habe sich als politischer Wirrkopf 1928 einfach über Nacht abgesetzt, hieß es in den Annalen des Gymnasiums.

 Die für jedermann einsehbaren Lehrerpersonalakten im Staatsarchiv Oldenburg, das die Schüler aufsuchten, bewiesen anderes: von der Vring war verbal und mit nächtlichen Steinwürfen in seine Fenster von dem längst stark braun geprägten Kollegium in die Flucht gedrängt worden. Die NSDAP feierte im Jeverland bereits vor 1933 einen kometenhaften Aufstieg und das schlug sich selbst in Mathematikaufgaben im Abitur von 1934 nieder.

 Zur Sprache kaum auch die tragische Figur Fritz Levys, des „letzten Juden Jevers“, dem noch 1981 öffentlich hinterhergerufen wurde: „Verrecken sollst du alte Judensau!“ Das bis zu hundertköpfige „Antifaschistische Bürgerkommitee Jever“ aber ließ sich weder durch manche Anfeindungen wie auch nicht durch die demonstrative offene Gegnerschaft der örtlichen Presse beirren.

 Dazu schilderten als damalige Mitstreiter Manfred Redelfs, Iko Andrae und Eckehard Harjes im Podiumsgespräch mit Hartmut Peters von eigenartigen Erfahrungen. Ein echter Glücksgriff aber sei Vertrauenslehrer Peters gewesen, Deutsch und Gemeinschaftskunde – „und immer mit einem VW-Bulli für die Beweglichkeit!“ – der wiederum den Fernsehmehrteiler „Holocaust“ von 1978 als bundesweit sehr hilfreichen Türöffner bezeichnete.

 In der anschließenden Diskussion betonte Almut Lappe, Abi-Jahrgang 1968, dass sie neidisch auf die Schüler von 1981 gewesen sei, denn ihre Generation sei noch von den Lehrern des alten Geistes unterrichtet worden, die zur Nazizeit „dabei“ waren. Während Hartmut Peters unter Beifall den großen Fortschritt in der politischen Aufarbeitung seither würdigte, stellte Dr. Anja Belemann-Smit vom MG fest, dass die NS-Zeit heutzutage selbstverständlich in den Lehrplänen sei.

FOTO: a) von links – vom 1981er „Antifaschistischen Bürgerkomitee Jever“ Eckehard Harjes, Iko Andrae, Dr. Manfred Redelfs und Hartmut Peters

b) Iko Andrae, Eckehard Harjes und Schlagzeuger Andreas Bahlmann führen Oswald Andraes Lied „Am Brunnen vor dem Tore“ für den Besuch jüdischer Nachfahren am 19. April vor    

Autor: Wolfgang A. Niemann

Manfred Redelfs‘ Erinnerungen

  JEVER/WAN Als Schülersprecher war Dr. Manfred Redelfs 1978 quasi der Kopf der umfangreichen Schülergruppe, die die NS-Geschichte nicht nur des Mariengymnasiums aus der allgemeinen Verschwiegenheit der Nachkriegszeitriss. Diese intensive Recherchearbeit habe ihn dann nach dem Abitur in den Journalismus geführt (inzwischen ist er seit Jahren Rechercheleiter bei Greenpeace).

 Die Projektgruppe habe schon bald auf freiwilliger Basis und unabhängig vom MG weitergemacht. Geburtsstunde aber war der Kultusministererlass von 1978, doch die Schüler wollten mehr als sich nur einen Tag und entsprechend oberflächlich damit beschäftigen. „Das war von der Presse nicht gern gesehen“, drückt Redelfs es höflich aus und meint das „Jeversche Wochenblatt“, das seinerzeit bekanntlich eine aus heutiger Sicht nicht eben rühmliche Rolle spielte. 

 Doch auch sonst habe es breite Kreise gegeben, die meinten, dass derartige öffentliche Ausstellungen zur überdurchschnittlich braunen Vergangenheit des Jeverlandes wie als krönender Abschluss im zentralen Gebäude der LzO nur Schaden für das Ansehen der Stadt verursachen würden. Die 110 Schautafeln von damals existieren im Übrigen noch und können auf der Homepage des Gröschlerhauses eingesehen werden.  

Autor : Wolfgang A. Niemann

Jahreshauptversammlung 2023

  JEVER/WAN Da der Verein der ehemaligen des Mariengymnasiums zu Jever seine diesjährige Jahreshauptversammlung am Freitag digital durchführte, konnte die Vorsitzende Renate Janßen-Niemann einen größeren Teilnehmerkreis als üblich begrüßen.

 Im Mittelpunkt standen auch für den Verein die Feierlichkeiten zur 450. Wiederkehr der Gründung der Schule durch Jevers Regentin Maria im Jahr 1573. So beschloss der Verein als diesjährige Spendenleistung, dem MG als Unterstützung 2000 Euro für ein ausführliches Namenskonzept zur Verfügung zu stellen.

 Ein solches hat die Schule bereits erarbeitet, um die einzelnen Gebäudeteile, die jeweils nach bekannten ehemaligen Schülern und Lehrern des MG benannt sind, mit Informationen zur Person und ihrer Bedeutung zum Beispiel mit QR-Codes und Info-Tafeln kenntlich zu machen.

 Die Einzelheiten stellte Schulleiter Jürgen Ploeger-Lobeck ebenso vor wie die laufenden Planungen zum Jubiläumsjahr. Ganz bewusst stehen hierbei die Schüler im Mittelpunkt, die sich mit vielen Projekten mit der Geschichte und der Zukunft der Schule auseinandersetzen werden. Das große Schulfest zum Jubiläum findet dann am Samstag, dem 2. September, als Abschluss einer Projektwoche nach den Sommerferien und im Anschluss eines offiziellen Festaktes am selben Tag statt.

 Der Verein der Ehemaligen lädt seinerseits am Vortag des Schuljubiläums zu einem Treffen in den Lokschuppen ein. Dort wird Hartmut Peters etliche kleine Filme und Videos von früheren Schulereignissen zeigen und es gibt viel Gelegenheit zum Austausch. Im Übrigen plant eine Gruppe aus den Abi-Jahrgängen 1970-1974 am selben Tag ein Zusammensein im Schützenhof. Die Zeitfenster zur Teilnahme an diesen Veranstaltungen werden noch beraten und dann bekanntgegeben.          

Schülergenossenschafts-AG des Mariengymnasiums lädt Ehemalige ein

Uns erreichte folgende Nachricht:

„wir, die Schülergenossenschafts-AG des Mariengymnasiums, würden gerne Alumni zu unserer offiziellen Gründung der Schülergenossenschaft am Donnerstag den 16.03.23 im Immobilienzentrum der Volksband eG einladen.“

Schülergenossenschaft

Wir sind eine eingetragene Schülergenossenschaft.

In unserer Genossenschaft sind alle Mitglieder gleichberechtigt. Außerdem setzen wir als Genossenschaft nicht auf Profit, sondern auf den Lerneffekt und den fairen Handel.

Wir befinden uns im Moment noch in der Gründungsphase, aber wir wollen nach der Gründungsversammlung festes Shampoo und festes Deo herstellen, was wir unter der Produktreihe Oleum Cura vermarkten.

Innerhalb der Genossenschaft gibt es verschiedene Unterbereiche auf die sich die Mitglieder aufteilen. Es gibt passive Mitglieder, die uns finanziell und beratend zur Seite stehen, aber auch aktive Mitglieder aus der Genossenschafts-AG, die sich auf die Unterbereiche Marketing, Design, Produktion, Ein-/ Verkauf, Buchhaltung, Vorstand und Aufsichtsrat aufteilen.

Der Vorstand ist dabei eher aktiv anleitend und der Aufsichtsrat bleibt eher passiv und mischt sich nur zur Not ein.

Falls Sie Mitglied werden wollen, was uns eine große Ehre wäre, müssen Sie nur 10 Euro Mitgliedsbeitrag zahlen. Falls Sie uns anderweitig unterstützen wollen, nehmen wir auch gerne eine Sachspende Ihrerseits an.

Mitgemacht@mariengym-jev.de

Terrasse 3, 26441 Jever

Jahreshauptversammlung 17.02.2023

Einladung zur Jahreshauptversammlung am Freitag, den 17. Februar 2023 um 19 Uhr 

Tagesordnung 

1. Begrüßung 

2. Genehmigung des Protokolls 

3. Bericht der Vorsitzenden 

4. Bericht des Schatzmeisters 

5. Bericht der Rechnungsprüfer 

6. Entlastung des Schatzmeisters 

7. Entlastung des Vorstands 

8. Neuwahl eines Rechnungsprüfers 

9. Jubiläumsjahr – Aktionen und Veranstaltungen 

10. Vergabe der Fördermittel 

11. Verschiedenes 

Die Versammlung findet digital statt, den Zugang finden Sie hier:

https://mariengym-jev.de/iserv/public/videoconference/SboLN6ho3mji1DLcrHPwoV

Renate Janßen-Niemann, Vorsitzende 

MG Jubiläum startet mit Konzert

 

JEVER/WAN Nach über 20 Jahren noch eine Premiere: die Oldenburger Oldie-Band „Heart of Gold“ gab am Samstag ihr erstes Schulkonzert. Dazu hatte sie der Verein der Ehemaligen des Mariengymnasiums zu Jever in die Mensa der Schule eingeladen und als Eintrittspreis reichte der Nachweis, hier einst Schüler gewesen zu sein.

 Für diese Veranstaltung im Rahmen der 450-Jahrfeiern des MG gerade dieses Trio einzuladen, lag auf der Hand: Sängerin Claudia Fröhling – damals noch Hanken – hat hier selbst ihr Abitur gemacht, betonte Renate Janßen-Niemann zur Eröffnung. Und der Verein sei dafür erstmals als Konzertveranstalter aufgetreten, also eine weitere Premiere an diesem Abend.

 Und die Band legte gleich mit dem passenden Jahresmotto los: „Those were the Days“, dem Welthit von Mary Hopkin (1968). Sofort klatschte das Publikum mit und auch wenn die Besucherzahl hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, herrschte doch bald schon super Stimmung und die hielt die über zwei Stunden mit herrlichen Ohrwürmern der 60er- und 70er Jahre durch.

 Claudia Fröhling tat als Moderatorin das Ihrige dazu und schwelgte auch in Erinnerungen an ihre eigene MG-Zeit. Wie sie da mit ihren Freundinnen Doortje und Theda auf dem Schulhof immer wieder die angesagten Schlager geträllert und die Mitschüler genervt habe. Wie zum Beispiel 1972 beim umstrittenen Drogen-Song „Am Tag, als Conny Kramer starb“. 

 Besonders widmete sich das Trio an diesem speziellen Aufführungsort dann all den Schulbands, aus denen später Stars wurden, allen voran die Beatles, die bekanntlich 1957 als „The Quarrymen“ an ihrer Liverpooler starteten. Da steuerte Gitarrist Heinz aus seiner eigenen Zeit bei der Oldenburger Schülerband „The Hats“ einen Tremeloes-Hit bei und für Organist Axel waren in seiner Schülerband die Doors die Größten, von denen er nun „Light my Fire“ auf der damals so genannten, weil technisch bescheidenen Schweineorgel begleitete.   

Autor: Wolfgang A. Niemann     

Verein der Ehemaligen feiert im Jubiläumsjahr der Schule sein 75-jähriges Bestehen“

Hein Bredendiek – hier an seinem 90. Geburtstag als Schirmherr einer Literaturveranstaltung – war vor 75 Jahren Wiederbegründer des Ehemaligenvereins

  JEVER/WAN Wenn das Mariengymnasium zu Jever 2023 sein 450-jähriges Jubiläum feiert, dann bringt sich wie schon bei vorherigen Jubiläen auch der „Verein der Ehemaligen“ organisatorisch und mit finanzieller Unterstützung mit ein.

 Das hat eine lange Tradition, denn schon vor 100 Jahren zum 350-Jährigen engagierte sich der Vorläuferverein „Vereinigung ehemaliger Schüler“. Der sich allerdings bereits 1926 wieder auflöste. Doch es gibt ja den Nachfolgeverein und auch der feiert jetzt ein Jubiläum, denn im Jahr 1948 war es Karl-Heinz „Hein“ Bredendiek, seinerzeit Lehrer am MG, der den Ehemaligenverein im Jubiläumsjahr seiner Schule wiederbelebte.

 Bredendiek war selbst einst Schüler und Abiturient in seiner Geburtstadt gewesen und zum 425-jährigen Geburtstag des MG fungierte der inzwischen längst auch als Dichter, Schriftsteller und Maler bekannte Ehrenbürger Jevers im Mai 1998 beim „Abend der Begegnung“ im Schützenhof mit inzwischen 91 Jahren als doppelter Vortragsredner: zum Jubiläum seiner Schule und zum 50-jährigen Bestehen des Vereins.

 Der vielleicht außergewöhnlichste Teilnehmer an den Jubiläumsfeiern zum 450-Jährigen im Laufe dieses Jubiläumsjahres 2023 aber dürfte Enno Schönbohm sein.

Enno Schönbohm erlebt diesmal das 4. MG-Jubiliäum

Der mittlerweile 88-Jährige hat nämlich gleich vier Jubiläen des Mariengymnasiums miterlebt. Beim ersten Mal im Jahre 1948 war er noch selbst Schüler und wurde ebenso Augenzeuge des Schauspiels „Antigone“, das als Festhöhepunkt aufgeführt wurde, wie 1973, als das Stück erneut die Feierlichkeiten krönte. 1973 war er dann beim Fest engagiert und das jetzt als Lehrer für Deutsch und Geschichte an seiner alten „Penne“.

 Aber auch als Mitglied des „Vereins der ehemaligen Schüler des Mariengymnasiums“, wie der Verein damals noch hieß, und dessen 1. Vorsitzender er 1974 für 21 Jahre werden sollte. In seinen Erinnerungen erwähnte Schönbohm im Übrigen einen Umstand, der nach heutigen Kenntnissen einen Wortbruch wiedergibt. 

 Seine Eltern mussten für ihn Schulgeld entrichten, damit er das MG überhaupt besuchen durfte, und das waren in der frühen Nachkriegszeit immerhin 240 DM im Jahr. Wie Dr. Karl Hoyer in der Festschrift zum 350-jährigen Bestehen des Gymnasiums im Jahr 1923 jedoch unmissverständlich aus dem Originaltext des Testaments von Fräulein Maria erläutert, sollte „die Jugend ihres Landes unentgeltlich unterrichtet werden“.

Sportarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt spricht am 1. September vor den Schülern

 Wenn der Ehemaligenverein sich aber 2023 wieder engagiert einbringt, dann werden nicht nur zahlreiche Mitglieder aus aller Welt anreisen – 1998 sogar aus Australien und Brasilien – es gibt auch einen besonderen Vortragsredner: mit dem Sportarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Abi-Jahrgang 1963, kommt dann der wohl berühmteste lebende Ehemalige des Mariengymnasiums an seine „alte Penne“ und spricht zu den Schülern. 

Autor: Wolfgang A. Niemann