JEVER/WAN Wie schon zur Premiere am Freitag erntete „Ein Sommernachtstraum“, die neueste Musical-Produktion des Mariengymnasiums zu Jever, auch an diesem Sonnabend im voll besetzten Theater am Dannhalm stehende Ovationen für die großartigen Darbietungen aller 23 Akteure (14 von ihnen derzeit im Abitur!) und die Musik der 13-köpfigen Schulband unter Leitung von Klaus Wagner.
William Shakespeares Klassiker hat die Musical-AG mit Intendant Jens Marnowsky in ein modernes Stück umgewan-delt, das nun nicht mehr in einem Wald bei Athen spielt und Feenkönig Oberon (Sina Alsbach) ist hier ein ziemlich gutmütiger Gangsterboss. Geblieben ist der Knatsch mit Gattin Titania (Fenna Uden), der er deshalb durch seinen Diener Puck (Svitlana Peter) eine deftige Abreibung verpassen will. Der kleine Kobold soll ihr Liebestropfen verabreichen, durch die sie sich in den Nächstbesten, dem sie nach dem Erwachen begegnet, verliebt.
Das ganze Treiben spielt sich im Nachtbar-Milieu ab und so wirbeln denn auch all die Waldgeschöpfe als Elfen in knappen schulterfreien Kleidern und auf High Heels über die Bühne. Während es bei ihnen recht sexy mit manch frivolen Sprüchen zugeht, sind die Liebespaare Demetrius und Hermia wie auch Lysander und Helena über Kreuz verliebt und es kommt zu handfesten Reibereien. Die der allgegenwärtige schwarz-weiße Puck durch weitere Liebestropfen noch anheizt.
Schließlich ist da noch das klassische Herrscherpaar, zu dessen Hochzeit eine Handwerkertruppe ein Festspiel aufführen soll. Ganz neuzeitlich sind es hier jedoch die Geschäftsfrauen Thessa und Hyppolyta, die einander das Ja-Wort geben wollen, wogegen sich die Handwerker herrlich dusselig anstellen, allen voran der selbst-herrliche Zettel (Soenke Schmidt). Ihm spielt der um-triebige Puck dann einen aparten Streich, indem er ihn in einen Esel verwandelt. Und er ist es, in den sich die per Liebestrank beduselte Titania prompt verliebt, wobei die halbseidenen Elfen das frivole Liebesgetändel nach Kräften unterstützen. Zettels seliger Kommentar: „Ja – so lässt’s sich’s leben!“
Frei nach Shakespeare gibt es natürlich auch in der modernen und mit flotten Songs aus der Feder von Jek Marwa (das Autorenpaar Jens Marnowsky und Klaus Wagner!) bereicherten Version ein rauschendes Happyend, das das Publikum von den Stühlen riss. Bei all den guten Leistungen sind jedoch zwei besonders herauszuheben: zum Einen die exzellente Choreographie von Gertraud Rothenberg, die immer wieder echte Hingucker bot. Zum Anderen war da dieser ebenso kauzige wie elegante Puck, den Svitlana Peter mit solch großartigem komödiantischen Talent samt tänzerischem und gesanglichem Können darbot, dass allein diese Einlagen schon das Eintrittsgeld wert gewesen wären. Wem diesen Musical-Genuss entgangen ist, hat noch am 26. und 27. Juni jeweils um 19.30 Uhr Gelegenheit, dies nachzuholen.
Autor : Wolfgang A. Niemann