JEVER/WAN Dr. Sven Lüken promovierte einst über Frömmigkeitsgeschichte, heute aber leitet er im Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin die Sammlung „Waffen, Rüstungen und militärisches Gerät“. Die Bandbreite reicht da vom Römerschwert bis zur Kalaschnikow und inmitten seiner Schätze steht ein echtes 8,8 cm-Flak-Geschütz aus dem Zweiten Weltkrieg.
Davon hatte der 1959 in Jever geborene Wissenschaftler bereits Dr. Matthias Bollmeyer vom Verein der Ehemaligen des Mariengymnasiums zu Jever in der Reihe von Interviews mit MG-Abiturienten berichtet, aus denen „etwas geworden ist“. Für diesen Mittwoch hatte der Verein Lüken nun persönlich eingeladen und unter den zahlreichen Zuhörern waren auch etliche Schüler der Oberstufe.
Der Polizistensohn schilderte zunächst kurz seinen Werdegang am MG, wo er 1978 das Abitur machte. Schon als Volksschüler habe ein Zeugniseintrag gelautet: „Sven zeigt ein starkes Interesse an der Heimatgeschichte.“ Während seiner Gymnasialzeit habe er sich bereits politisch betätigt, so beteiligte er sich an den Demonstrationen gegen die Kreisreform von 1977 und er war auch Gründungsmitglied des USSB (Unabhängiger Sozialistischer Schülerbund), der politisch links von der SPD stand und sogar die Wahlen zur Schülermitverwaltung gewann.
Nach dem Wehrdienst, der ihm mit seinen Zwängen vor Augen geführt habe, was er gar nicht wollte, wandte er sich dem für ihn naheliegendsten Studium der Geschichte in Göttingen zu. Das erweiterte er um Kunstgeschichte, Publizistik sowie Urund Frühgeschichte. Nach verschiedenen Stationen in namhaften Museen ging er dann 2001 zum DHM, das bei der Gründung 1987 als „Kohl-Museum“ galt, weil der Bundeskanzler es unbedingt haben wollte. Dort geplant, wo jetzt das Bundeskanzleramt steht, war es unter Museumsfachleuten eher verpönt.
Bis Mauerfall und Wende 1989 alles veränderten, denn nun wurde das Projekt mit dem 1952 von der DDR gegründeten „Museum für Deutsche Geschichte“ verbunden und hatte plötzlich nicht nur eine riesengroße Militaria-Sammlung sondern auch noch eine besonders edle Adresse: das einstige prachtvolle Zeughaus, dessen Ursprung schon der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg 1667 gelegt hatte.
Die Arbeit mit Waffen, Rüstungen und Uniformen habe viel Neuland bedeutet, denn Militärgeschichte habe es bis dato nicht gegeben, erklärte Lüken. Seit 2001 arbeitet er im DHM und übernahm 2008 die Leitung der entsprechenden Sammlung. Womit er einer der ganz wenigen Historiker Deutschlands sein dürfte, die zur Ausübung ihres Berufes sogar einen Waffenschein erwerben musste.
Nach dem Abschluss seiner sehr lebendigen Ausführungen fragte ihn Dr. Markus Gärtner, Studienberater am MG, nach Tipps für die Wahl der Ausbildung nach dem Abitur. „Macht, worauf Ihr Lust habt“, empfahl Lüken den Schülern, schließlich bestimme der Beruf das ganze Leben und sollte deshalb möglichst viel Befriedigung geben.
FOTO: v.l. Dr. Sven Lüken eingerahmt von Dr. Matthias Bollmeyer und Renate Janßen-Niemann (Verein der Ehemaligen) sowie Schulleiter Jürgen Ploeger-Lobeck (rechts)
Autor: Wolfgang A. Niemann