Ausflug in die Studienpraxis: Ulrich Heinen vor den Schülern BILDER: Christoph Hinz
Bei den „Jeverschen Vorlesungen“ informiert auch Historiker Prof. Dr. Dietmar von Reeken.
JEVER. Einen echten Doppelwurf in Sachen Information gelandet haben der Verein der Ehemaligen des Mariengymnasiums und das Mariengymnasium (MG) am Mittwoch und am gestrigen Donnerstag mit der 17. Auflage des Vortragsabends „Ehemalige persönlich“ und dem ersten Anlauf der neuen Reihe „Jeversche Vorlesungen – Schule trifft auf Universität“ zur Studien- und Berufsorientierung. Musiker im Nebenberuf
Als Ehemaliger berichtete in der Abendveranstaltung Prof. Dr. Ulrich Heinen, Abiturjahrgang 1990, über seinen beruflichen Werdegang. Heinen ist Diplom-Chemiker und Professor für Medizintechnik und Bildgebende Diagnostik sowie naturwissenschaftlich-technische Grundlagenfächer an der Hochschule Pforzheim. Der Titel seines Vortrags lautete „Der Blick in den Menschen – neue Werkzeuge für die Medizin“. 2016 hat Heinen seine Lehrtätigkeit in Pforzheim aufgenommen. Wer seine Eltern noch kannte, Sibylle und Ferdinand Heinen, den wunderte es am Donnerstagabend nicht, dass der erfolgreiche Naturwissenschaftler zudem nebenberuflicher Kirchenmusiker ist. In der Familie Heinen wurde Musik immer groß geschrieben. Rückblickend machte Heinen aber deutlich, dass ihn am MG besonders der Musiklehrer und jeversche Kantor Günther Maurischat geprägt habe. Und ohne den Fachlehrer für Chemie, Oltmann Oltmanns, „hätte ich sicherlich nie Chemie studiert“. Heinen gehörte zum ersten Jahrgang, der Informatik als Abifach hatte.
„Spione“ im Körper. Fünf Verfahren der Medizintechnik stellte Ulrich Heinen vor: Ultraschallbildgebung, Projektionsröntgen, Computertomographie, Kernspintomographie und Positionen-Emissions-Tomographie. Weltweit forscht der Butenjeveraner mit Kollegen an der Magnetpartikelbildgebung. Dabei geht es im Wesentlichen darum, magnetische Nanopartikel im Körper „spionieren“ zu lassen – eine strahlungsfreie Untersuchungsmethode. Mitreißend berichtete Ulrich Heinen nicht nur über seinen Werdegang, sondern gab auch Einblick in die Entwicklung eines noch relativ junges Forschungsgebietes, das die Qualität der Diagnostik in Zukunft erheblich nach vorn bringen dürfte.
Gestern, anlässlich des Starts der Reihe „Jeversche Vorlesungen“, stand für den Ehemaligen nicht so sehr das Fachliche im Vordergrund, sondern das noch vergleichsweise neue Studienfach Medizintechnik und die Studienbedingungen.
Dr. Markus Gärtner, Beauftragter für Studienberatung am Mariengymnasium, hatte unter dem Motto „Schule trifft auf Universität“ ein spannendes Programm organisiert. Die Veranstaltungsreihe soll als Teil des neuen Studienberatungskonzepts zweimal im Jahr den Oberstufenschülern Gelegenheit geben, sich zu orientieren und dafür Informationen von Hochschulprofessoren zu nutzen. Unter anderem geht es um Zugangsvoraussetzungen, Inhalte und Abläufe der jeweiligen Studiengänge.
Hohe Abbrecherquote
In seiner Einführung und Anmoderation erläuterte Gärtner, die Motivation, die hinter den „Jeverschen Vorlesungen“ steht: Viele Studenten würden in ihrem Fach etwas anderes erleben als sie erwartet hätten – das Ergebnis sei eine Abbrecherquote von offiziell 33 Prozent, die vielleicht noch viel höher liege. An dem Punkt setzen die Vorlesungen an. Bewusst hat Markus Gärtner zwei recht unterschiedliche Referenten an der Start gebracht, „einen Geisteswissenschaftler und einen Naturwissenschaftler, ein sehr altes und ein neues Studienfach“, wie er sagte.
Außer Ulrich Heinen (Thema „Der Studiengang Medizintechnik“) informierte der Historiker Prof. Dr. Dietmar von Reeken (Universität Oldenburg) unter dem Titel „Geschichte studieren – Master of Arts oder Master of Education?“ über sein Fach.
An die Vorträge schloss sich eine von Markus Gärtner moderierte Podiumsdiskussion an, danach konnten die Schüler sich direkt mit Fragen an die beiden Referenten wenden.
aus dem Jeversches Wochenblatt vom 15.02.2019