Bericht von Jürgen Ploeger-Lobeck:
„Gestern um 18 Uhr dann durfte ich die jüdischen Nachfahren auch in der Mensa des MGs begrüßen und zum koscheren Essen einladen. Die Verbindung zum MG in aller Kürze, warum dieser Besuch auch für uns als Schule so bedeutsam ist:
Beginnend im Jahr 1980 haben sich Schüler*innen unserer Schule in einem gemeinsamen Projekt unter der Begleitung des ehemaligen Vertrauenslehrers Hartmut Peters daran gemacht, die NS-Geschichte der Stadt Jever und des Mariengymnasiums ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken, damit diese aufgearbeitet werden konnte. Dies geschah gegen spürbare Widerstände und unter hohem persönlichen Engagement aller Beteiligter. Den bewegenden Höhepunkt stellte 1984 der Besuch 13 jüdischer Menschen in ihrer ehemaligen Heimatstadt Jever dar. Mit dabei waren damals bereits Kinder und Enkel dieser Überlebenden. Völlig zurecht wurde die Projektgruppe für ihr Wirken 1986 mit der Theodor-Heuss-Medaille ausgezeichnet.
Leider war das MG bereits vor der Übergabe der Macht an Hitler und die NSDAP eine Brutstätte nationalsozialistischen Gedankenguts: fünf von 13 Lehrern sorgten dafür, dass unsere Schule praktisch die Parteizentrale der NSDAP in Jever war. Der jüdische Schüler Max Biberfeld wurde ganz übel von Lehrern und Mitschülern behandelt, was schließlich dazu führte, dass er Nazideutschland sehr früh verließ. Für diese dunkelsten Jahre der Schulgeschichte schäme ich mich als Schulleiter auch heute noch.
Das gemeinsame Essen und die vielen interessanten Gespräche und Geschichten werde ich so schnell nicht wieder vergessen. Gegen alle Wahrscheinlichkeit können wir das Leben wieder gemeinsam zelebrieren – ein wahres Geschenk!“