JEVER/WAN Einen wahren Schatz aus alten Zeiten bekam die Vorsitzende des Vereins der Ehemaligen des Mariengymnasiums zu Jever Renate Janßen-Niemann kürzlich per Post ins Haus geliefert: einen kompletten Satz Schülermützen eines einstigen MG-Schülers.
Werner Otte aus der Nordheide übersandte den großen Schuhkarton mit den gut erhaltenen Kopfbedeckungen auch eingedenk des 450-jährigen Jubiläums der Schule mit dem ausdrücklichen Wunsch, dass die schönen Stücke in geeigneter Weise im Mariengymnasium präsentiert werden mögen. An der Echtheit der Mützen besteht kein Zweifel, denn sein Vater habe sie selbst getragen.
Dr. Werner Otte aus Jever beschloss seine Schulzeit am MG am 13. März 1935 mit dem Reifezeugnis zusammen mit neun Schulkameraden sowie mit Ottilie Seelig und Irmgard Thorade auch mit zwei der damals noch seltenen Abiturientinnen. Otte senior studierte dann Zahnmedizin und praktizierte als Zahnarzt in Jever.
Bleibt das Problem der Zuordnung der Mützen, die ja in der Tradition der Studentenbewegung standen und in den 1870er Jahren aufgekommen waren. Sie wurden zur Alltagskleidung getragen und galten nicht als Bestandteil einer Schuluniform. Sie waren in der Regel aber auch ohnehin nicht staatlicherseits vorgeschrieben und folgten unterschiedlichen Kleiderordnungen. Seitens der Schulen waren sie allerdings nützlich, um die Schüler nach Schule und Klassenstufe differenzieren zu können.
So blieben auch die Recherchen zum Mützenschatz von Werner Otte wenig ertragreich. Selbst der langjährige Oberstudienrat Enno Schönbohm, der bekanntlich ein regelrechtes Lexikon in Sachen Mariengymnasium ist, konnte lediglich als seines Wissens nach gesichert die rotem Mützen als diejenigen der Primaner zuordnen.
Auch in den Annalen des MG wie auch in der Bibliothek des Schlossmuseums waren keinerlei Kleiderordnungen zu dem Thema zu entdecken. Doch auch sonst gibt es kaum allgemeine Literatur zu dem Thema und vorhandene Fotos sind aus naheliegenden Gründen unergiebig, weil seinerzeit durchweg in Schwarz-Weiß fotografiert wurde. Fest steht jedoch, dass die Nationalsozialisten die „Farben“, also Studenten- und Schülermützen und dergleichen unter anderem als „Ausgeburt des Klassendünkels“ noch in den 30er Jahren untersagten.
Für die Zuordnung der Mützen können im Übrigen nur die schwarze als die kleinste von allen wohl nur für einen Sextaner-Kopf passend sowie die roten nach Aussage von Enno Schönbohm als die der Unter- und Oberprimaner gesichert eingestuft werden. Auf der Grundlage überlieferterter Mützenordnungen aus deutschen Staaten ergibt sich ansonsten die Reihenfolge Grün = Quinta, Marineblau mit weiß-rotem Steg = Quarta.
Die Unter- und Obertertianer trugen blaue Mützen mit schwarzem bzw. schwarz-weiß-schwarzem Steg, während die Untersekunda weiß trug. Die prächtigste aller Mützen ist ebenfalls weiß, allerdings mit einem schwarz-weiß-rotem Band schräg über dem Kopfteil und mit einem aufgestickten „JR!“. – Sollten unsere Leser genauere Kenntnisse oder gar Belege über die korrekte Reihenfolge haben, wären wir für Hinweise dankbar und würden diese ggf. abdrucken.
FOTOS: a) der komplette Satz an MG-Mützen von Dr. Werner Otte, Abi-Jahrgang 1935
b) mit der geschmückten roten Pennäler-Mütze der Oberprimaner ging es schließlich ins Abitur
c) die prächtigste der Mützen, vermutlich die des Obersekundaners Otte
Autor: Wolfgang A. Niemann