Aus der Vereinsgeschichte
Als der „Verein ehemaliger Schüler des Mariengymnasiums zu Jever“ im Jahr 1949 unter seinem ersten Vorsitzenden Hein Bredendiek gegründet wurde, hatten die Väter des Vereins die Schrecken von Krieg, Flucht und Vertreibung vor Augen, weshalb es ihnen wichtig erschien, eine konstante Institution zur Kontakt- und Traditionspflege für ihre eigene Schulzeit zu schaffen. Besonderer Vereinszweck war zunächst jedoch ein anderer: neben der Kommunikation wollten sie vor allem für ihre im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen Mitschülern eine Gedenkstätte im Mariengymnasium schaffen.
Noch im Jahr 1949 wurde zu „Glockenspenden“ aufgerufen, damit die Vereinszeitschrift „Die alte Schulglocke“ ebenso wie einst die Pausenglocke im Mariengymnasium die ehemaligen Schüler gleichsam in der Lektüre versammeln könne. Erst im Jahr 1951 waren genügend Spenden eingegangen, so dass mit der Drucklegung des ersten Hefts begonnen werden konnte. Es wurde noch allen Interessenten ohne eigentliche Mitgliedschaft zugeschickt, und Empfänger in Jever und Umgebung wurden anschließend persönlich zur Spendenabgabe besucht. Die Mitglieder wurden zu weiteren „Glockenspenden“ mit dem Hinweis gemahnt, das Blatt müsse mangels Geld ansonsten bald wieder eingestellt werden. Man beschloss deshalb, die Spender in der Zeitschrift abzudrucken, um durch Name und Geldbetrag die Spendenbereitschaft weiter anzutreiben.
Die ersten Mitglieder des Vereins waren somit eine weitgehend homogene Altersgruppe, die durch die Zeitschrift in der Ferne über das berufliche und private Werden der Mitschüler und über den dienstlichen Werdegang der eigenen ehemaligen Lehrer informiert werden wollte. Die aus diesem Grund in regelmäßiger Folge abgedruckten Pensionierungs- und Trauerreden sind ebenso wahre Fundgruben der Personengeschichte wie das etwa jedes Jahrzehnt abgedruckte vollständige Mitgliederverzeichnis. In der Satzung wurde festgeschrieben, dass die Vorstandsmitglieder in Jever und Umgebung ansässig sein und über ein festes Einkommen verfügen müssten. Dadurch sollte den Vorstandsmitgliedern ein Status als Honoratioren des Mariengymnasiums gesichert werden.
Als nach mehreren Jahren die Gedenkstätte an die Opfer des Zweiten Weltkriegs im Erdgeschossflur des Altbaus eingerichtet worden war, wurde der Vereinszweck noch mehr auf die Kommunikation unter den Ehemaligen festgeschrieben und der Verein erstmals als „e. V.“ ins Vereinsregister eingetragen. Immer wieder wurde jetzt aufgefordert, eigene Beiträge für die „Schulglocke“ zu liefern, da die Nachkriegsabiturienten gänzlich andere Strukturen in Studium und Beruf vorfanden als die Gründerväter des Vereins. Zur 400-Jahr-Feier des Mariengymnasiums entfaltete der Verein der Ehemaligen im Jahr 1973 dann seine nächste große Wirksamkeit und war mit einer materialreichen Schulchronik und der Betreuung der Ehemaligen am Schulfest beteiligt. Außerdem wurden regelmäßig informelle Treffen und offizielle Bälle in Jever durchgeführt, die zu gesellschaftlichen Ereignissen avancierten.
Zum leidigen Dauerbrenner entwickelte sich in regelmäßigen Abständen die Erinnerung an Beitragszahlung und die Bitte um „Glockenspenden“, um seit den 1980er Jahren auch zunehmend Sonderanschaffungen des Mariengymnasiums finanziell fördern zu können. Erst in den 1990ern wurde in der „Schulglocke“ offiziell darum gebeten, dass weibliche Vereinsmitglieder die Bereitschaft zur Vorstandsarbeit signalisieren mögen. Renate Janßen-Niemann trat daraufhin als erste Frau in den Vorstand ein und übernahm nach einiger Zeit den Vorsitz von Enno Schönbohm, der den Verein als Vorsitzender und später als Schriftführer und Redaktionsleiter der Vereinszeitschrift wie kein anderer über Jahrzehnte geprägt hat. Nachdem in der „Schulglocke“ nun nicht mehr nur von den „Herren“ die Rede war, die die Sitzungen leiteten und besuchten, wurde auch der Vereinsname den zeitlichen Gegebenheiten angepasst, so dass der Ehemaligenverein seit einigen Jahren „Verein der Ehemaligen des Mariengymnasiums zu Jever e. V.“ heißt und neben den Absolventen beiderlei Geschlechts jetzt auch ehemaligen Lehrern und zunehmend im Sinne eines Traditionsvereins auch anderen Personen offen steht, die sich dem Mariengymnasium Jever verbunden fühlen. Ebenso wie die Generation der Vereinsgründer ein Medium zur Kommunikation unter den Ehemaligen schaffen wollten, soll auch die neue Internet-Plattform ab dem Jahr 2010 zur zeitgemäßen Kommunikation besonders unter den Mitgliedern der Enkelgeneration beitragen.
Autor: Matthias Bollmeyer