So war die letzte Premiere der Musical-AG

MARIENGYMNASIUM Stehende Ovation im Theater am Dannhalm – Stück bleibt bis zum Schluss mitreißend

  JEVER/WAN Mit nicht enden wollenden stehenden Ovationen endete am Mittwoch im Theater am Dannhalm eine Ära: die Inszenierung von „Midnight in Berlin“ war die letzte Premiere der Musical-AG des Mariengymnasiums zu Jever unter der Ägide von Jens Marnowsky.

 Wie immer seit dem Auftakt von 1998 kam (fast) alles aus der Feder des Impresarios und auch diesmal rissen Handlung und selbstkomponierte Songs mit. Für so manchen Szenenapplaus sorgten zudem die schmissigen Tanzeinlagen, für deren Choreografie zur Msuik der bestens aufgelegten MG-Band erneut Meic Stephan gesorgt hatte. Und das bestens aufgelegte Ensemble widmete sich mit diesem Berlin-Musical den wilden 20er Jahren, die für diese Geschichte ein idealer Nährboden war.

 Zur Einstimmung wurde der Titelsong „Linie 1“ aus dem früheren Bühnenerfolg des MG dargebracht und diese S-Bahnlinie führte hier Ines (Anrike Hering), eine verträumte angehende Schriftstellerin, mit ihrem eher oberflächlichen Freund Maurice (Renke Meenen) in die andere Zeitebene. Wo sie in das legendäre Nachtleben der brodelnden Metropole geraten und an ebenso illustres wie schräges Publikum.

 Fasziniert verfolgt Ines, die zwischendurch immer wieder versucht, ihr erstes Buchmanuskript irgendwo unterzubringen, vor allem den aufstrebenden Star der Szene: Bertolt Brecht (Jule Danielmeyer). Zusammen mit Kurt Weill, Lotte Lenja und anderen Größen der Theaterszene versucht der Dramatiker, seine „Dreigroschen-Oper“ zu inszenieren. Dabei tauchen allerdings immer wieder Geldeintreiber auf und diese beiden Darstellerinnen sorgten für etliche skurrile und auch schwarzhumorige Szenen bis hin zum kleinen Badewannenmord.

 Zu den mitwirkenden Künstlern gehören dann auch Dadaisten oder Maler wie Otto Dix und Max Liebermann, während Brecht die talentlose Mizzie ((Linnea Hartwig) aufgedrängt wird und diese sich herrlich naiv-doof gebärdet. Zum Höhepunkt des unablässigen Treibens wird dann die große Probe der Dreigroschen-Oper, wo sich Polizei-Chef Jackie Brown und Gaunerkönig Peechum köstliche Hahnenkämpfe liefern, umrahmt von berauschenden Choreografien bis hin zu Charleston und Can-Can.

 Zwischendurch geht Maurice mit Tänzerin Carol fremd und die ratlose Ines findet Trost beim charmanten Gil (Philip Tran), der ihr romantische Ständchen bringt. Und ihr schließlich auch ein ebensolches Finale beschert. Viel genauer kann man diese ebenso handfeste wie ausgelassene Geschichte kaum erzählen, nur eben, dass sie bis zuletzt mitreißend bleibt.

 Der Beifallssturm im gut besuchten Theater war vollauf verdient angesichts der Leistungen des gesamten Ensembles. Die Musik war geradezu perfekt, die Choreografien ein Hingucker und die Spielfreude der jungen Schauspieler schlicht herzerfrischend. Bleibt der große Wermutstropfen: an diesem Monat und Dienstag, jeweils um 19.30 Uhr, hebt sich der Vorhang für diesen Theaterspaß der Musical-AG voraussichtlich das allerletzte Mal.

Autor: Wolfgang A. Niemann

Zehntklässler setzen Klimawandel und Kunst ins Bild

Untertitel: AUSSTELLUNG: Kooperationsprojekt von Mariengymnasium und Rotary-Club Jever-Jeverland

FOTO: von links – Franziska Schönherr, Tina Piotrowski (beide Kunstlehrerinnen), Dr. Elisabeth Ahmels (RC-Präsidentin), Renate Janßen-Niemann (Künstlerhausleiterin und RC), Simon Freisem (Kunstlehrer), stv. Bürgermeisterin Alice Brandenburg-Bieneck 

HOOKSIEL/WAN Als „fulminantes Ergebnis von ungeahnter Dynamik“ bezeichnete Dr. Elisabeth Ahmels vom Rotary-Club Jever-Jeverland am Samstag zur Eröffnung die Kunstausstellung mit Werken von Schülern des Mariengymnasiums Jever im Saal des Hooksieler Gästehauses.

 Die Projektidee des RC war in der Schule sofort auf Begeisterung gestoßen und in den regulären Kunstunterricht eingebaut worden (wir berichteten). Fachbereichsleiterin Tina Piotrowski zeigte sich nun stolz auf die imposanten Werke der Zehntklässler zum Thema „Mit Kunst für unsere Umwelt“ und zu den zahlreichen jungen Künstlern im Saal sagte sie unter Beifall: „Ihr macht auch anderen Menschen Mut damit.“

 Ursprünglich hätte die Ausstellung im Künstlerhaus Hooksiel stattfinden sollen, das hatten coronabedingte Terminverzögerungen jedoch verhindert. So hatte dessen Leiterin Renate Janßen-Niemann bei der Wangerland Touristik GmbH um Unterstützung angefragt und die WTG half gern mit dem für diesen Zweck sehr günstigen Saal.

 Dort werden die 31 aus insgesamt 104 Kunstwerken ausgewählten Exponate nun noch bis zum 6. Mai gezeigt und es wurde eine Box aufgestellt für die Abstimmung über die Favoriten per Zettel. Für die endgültige Abstimmung per Online wird das „Jeversche Wochenblatt“ in den nächsten Tagen eine Doppelseite zur Auswahl abdrucken.

von Wolfgang A. Niemann

Wandgemälde zieht die Blicke auf sich

MG JEVER Verein der Ehemaligen hilft bei Anschaffung – Schule in Corona-Zeiten

Foto vom Marien-Wandgemälde von Aziz Elgart

JEVER/WAN Der Verein der Ehemaligen des Mariengymnasiums zu Jever musste coronabedingt erneut seine Jahreshauptversammlung per Videokonferenz abhalten. Neben dem bevorstehenden Jubiläum war vor allem der Bericht über den Schulalltag mit Pandemie ein Thema.

 Der Jahresbericht von Renate Janßen-Niemann war aus diesem Grunde mangels Aktivitäten kurz. Die kurzfristig mit großem Engagement aller Beteiligten durchgeführte Abiturfeier am 1. Juli in der Stadtkirche sei wegen der besonderen Umstände jedoch von einer besonderen Stimmung geprägt gewesen. Seitens des Ehemaligenvorstands war dann im August die Besichtigung des großen Fräulein-Maria-Wandgemäldes im Foyer des neuen Verwaltungsgebäudes ein besonderer Termin, so die Vorsitzende.

 Der Verein war so angetan, dass er das Kunstwerk des in Wilhelmshaven lebenden marokkanischen Künstlers Aziz Elgart mit 1000 Euro unterstützte. Und dieses Werk sei „extrem gut angekommen“, erklärte Schulleiter Jürgen Ploeger-Lobeck bei seinem Dank dafür. Er berichtet dann ausführlich von den Auswirkungen der Pandemie auf den Schulalltag, wo allein 160 Omikronfälle in diesem Jahr für einen großen Testaufwand für Schüler und Lehrkräfte und viele Belastungen gesorgt hätten.

 Er hoffe auf ein baldiges Ende der Maskenpflicht, denn die Masken belasteten das soziale und pädagogische Miteinander. Sie unterbinde Mimik und leise Nebengespräche und man sehe kein Lächeln mehr. Ohnehin habe Corona tiefe psychosoziale Spuren hinterlassen, denn allein schon die Notwendigkeit, jeden Mitmenschen als eine potentielle Gefahr wahrzunehmen, sei eine prägende Erfahrung, die bis hin zu Depressionen und mehr führe.

 Gerade auch unter diesen Eindrücken sei er hochzufrieden mit dem gesamten Team und der sehr positiven Stimmung zwischen Lehrkörper und Schülern: „Da ist viel positive Energie in der Schule.“ Das gelte auch für das neue Sorgenthema Ukraine. Die Schüler seien bereits eingestimmt auf die Aufnahme ukrainischer Schulkameraden. Zugleich bemühe man sich, jede Stigmatisierung von russischstämmigen Schülern zu verhindern, die es ohnehin derzeit schwer hätten mit all den freien Informationen hier, wenn sie daheim durch russische Staatsmedien ein völlig anderes Narrativ vorgesetzt bekämen.

 Ploeger-Lobeck freute sich im Übrigen auf den „Schnuppertag“ für neue Schüler im MG, für den es schon über 100 Anmeldungen gebe. Und natürlich haben sich bereits Arbeitsgruppen gebildet, um 2023 das 450-jährige Jubiläum des MG zu feiern. Es werde unter anderem ein Sonderlogo geben und zu den vielen Aktivitäten gehöre eine Projektwoche. Der Ehemaligen-Verein fasste denn auch hinsichtlich seiner alljährlichen Unterstützungsgelder  einen Vorratsbeschluss für den Ideenpool zum Fest über 2500 Euro für das laufende Jahr.

 Bei den fälligen Neuwahlen wurden Renate Janßen-Niemann als Vorsitzende, Dr. Matthias Bollmeyer als ihr Stellvertreter sowie Jan Edo Albers (Schriftführer), Philipp Rocker (Kommunikationswart) und Peter Tolksdorf (Organisationswart) ohne Gegenstimmen in ihren Ämtern bestätigt. Für den aus beruflichen Gründen nicht wieder kandidierenden Schatzmeister Dirk Degener rückte Dietmar Rüstmann nach.       

von Wolfang A. Niemann

Jahreshauptversammlung

am Freitag, dem 11. März 2022 um 19 Uhr 

digital:

https://mariengym-jev.de/iserv/public/videoconference/PND8HAyUQqgEVgaL2weEtk

Tagesordnung 

1. Begrüßung 

2. Genehmigung des Protokolls 

3. Bericht der Vorsitzenden 

4. Bericht des Schatzmeisters

5. Bericht der Rechnungsprüfer

6. Entlastung des Schatzmeisters

7. Entlastung des Vorstands 

8. Neuwahl des Vorstands 

9. Neuwahl eines Rechnungsprüfers 

10. Auswirkungen der Pandemie auf den Schulalltag 

11. Wie kann der Verein Unterstützung leisten?

12. Verschiedenes 

Renate Janßen-Niemann, Vorsitzende 

Mariengymnasium Feierliche Zeugnisübergabe an 67 Abiturienten in der Stadtkirche – Schulleiter: „Kein Abi light“

Willensstärke und Stressresistenz bescheinigt

  JEVER/WAN Allen Widrigkeiten zum Trotz wurden die Zeugnisse für das Abitur 2021 des Mariengymnasiums zu Jever an diesem Donnerstag mit einer großen Feierstunde ausgegeben. Als schon traditioneller Gastgeber freute sich Pastor Torsten Harland in der Stadtkirche zur Begrüßung: „So schön – so viele Menschen hier!“

 Womit er wie die folgenden Redner die Belastungen der Corona-Krise ansprach. Wozu Schulleiter Jürgen Ploeger-Lobeck aber unmissverständlich klarstellte, dass es deshalb nicht etwa ein „Abi light“ geworden sei: „Eher im Gegenteil.“ Und eine der besonderen Herausforderungen räumte in ihrem Grußwort gleich eingangs die stellvertretende Landrätin Marianne Kaiser-Fuchs ein, das Hin und Her an Erlassen und Verordnungen, die die Schulleitung oft quasi über Nacht umzusetzen hatte.

 Diesen echten Corona-Jahrgang gelte es besonders zu würdigen, betonte dann Bürgermeister Jan Edo Albers, der vor genau 25 Jahren hier selbst sein MG-Abitur feiern durfte. Renate Janßen-Niemann vom Verein der Ehemaligen des MG bescheinigte den Absolventen, dass sie mit unbändigem Willen wie die Schweiz bei der EM über Weltmeister Frankreich triumphiert und den Weg zu ihrer Europameisterschaft geebnet hätten.

 Katja Fahle und Annette Muschallik bescheinigten den Abiturienten seitens des Schulelternrats hohe Stressresistenz und gaben ihnen eine Art Kalenderspruch mit: „Man sollte viel öfter mal einen Mut-Ausbruch haben.“ Und dann starteten Schulleiter Ploeger-Lobeck und Oberstufenkoordinatorin Kati Finke ein Rededuett mit 18 Seiten Manuskript. Aber – das war so geistreich, locker und witzig, dass kein Wort zu viel erschien.

 Da überboten sie sich beim sogenannten Quartett mit Schüler-Höchstleistungen und bescheinigten ihren Schützlingen eine Meisterschaft im Finden von Lösungen angesichts immer neuer Widerstände. Dabei sei dieser Jahrgang durch die Pandemie wie keiner je zuvor in Mitleidenschaft gezogen worden, denn ihr normales Schülerleben wurde praktisch komplett abgesagt: kein Sport, keine Freizeitangebote, keine Exkursionen und Arbeitsgemeinschaften und kaum soziale Kontakte bei trotzdem hohen schulischen Ansprüchen. Dem seien sie mit viel Kreativität, Geduld und Entschlossenheit begegnet.

 Nach einem großen Dank auch für das Mitziehen der Eltern und einem philosophischen Ausflug zum Thema Lebensglück betonte Kati Finke den Unterschied, den das Abitur als Meilenstein im jungen Leben ausmacht: „Sie sollten – nun dürfen Sie wollen!“ Wie gut das Schüler-Lehrer-Verhältnis war, unterstrich Marc Luhr in seiner Abiturientenrede. Sie hätten stets gespürt, wie sehr es nicht nur ihr Anliegen sondern auch das ihrer Lehrer gewesen sei, das Ziel zu erreichen.

 Riesenbeifall folgte dann auf sein hohes Lob für die Schulsekretärinnen Edith Klostermann und Brigitte Eilers und ihre Tutoren. Aber ebenso auch auf die Ankündigung, dass es ganz kurzfristig gelungen sei, doch noch für den Freitagabend einen zünftigen Abi-Ball in der Wittmunder „Residenz“ zu arrangieren.

 Bevor die Zeugnisse ausgegeben wurden, erfolgte mit „Bridge over troubled Waters“ (Simon & Garfunkel) von einem Abiturientenquartett mit Musiklehrerin Frauke Harland der für diesen Corona-Jahrgang absolut passende Musikbeitrag. Und es gab abschließend noch einmal etwas zum Staunen, denn unter den 68 diesjährigen Abiturienten waren gleich 21 mit einer 1 vor dem Komma. Das Spitzenquartett Clemens Beisenherz (1,0), Luise Sluiter, Sarah Becker und Kareshan Mayurathan (alle 1,2) wurde besonders gewürdigt. Neben einigen anderen mit Stipendien bedachten Schülern wurden Beisenherz sowie Jonas Evers für die Studienstiftung des deutschen Volkes vorgeschlagen.

Autor: Wolfgang A. Niemann

MARIENGYMNASIUM Großartige Leistung: Publikum begeistert vom neuen Stücke der Musical-AG

AM ENDE SIND SIE FAST ALLE VERRÜCKT

 JEVER/WAN Alles war an diesem Mittwoch anders als bei den 17 bisherigen Inszenierungen der Musical-AG des Mariengymnasiums zu Jever unter Leitung von Jens Marnowsky. Nur eines nicht: Begeisterung pur bei der Premiere im Theater am Dannhalm.

 Corona hatte dazu geführt, dass nur unter sehr erschwerten Bedingungen geprobt werden konnte, und bis vor kurzem war noch offen, ob man überhaupt würde drinnen spielen können. Und Regisseur Marnowsky hatte „Haltestelle Geister“ coronamäßig um zu hautnahe Szenen und berührungsintensive Choreographie-Einlagen gekürzt.

 Dennoch entfaltete das postmoderne Theaterstück, das in voller Pracht bereits 2007 in der Aula des MG für Furore sorgte, einen hinreißenden Charme. Das begann schon vor dem beeindruckenden Bühnenbild einer U-Bahnhaltestelle, als sich auf deren zentraler Rundbank die angebliche außerirdische Prinzessin Tallulah (Anrike Hering) herumdrückte. Alsbald wird sie mal vom Imbissinhaber – Philipp Tran als herrlich kauziger Fritten-Galan – umgarnt, mal von Dealer Rico aufgesucht.

 Der treibt immer wieder sein Unwesen, doch es sei gleich vorweg gesagt: dieses absurde Stück hat keine echte Handlung. Als roter Faden ziehen sich stattdessen wenig harmonische Beziehungsgeflechte und vor allem ein dunkler Todesengel so durch das Geschehen, dass zum Finale hin quasi alle Akteure entweder verrückt oder tot oder beides sind.

 Da rauben Straßenmädchen einen älteren Herrn aus, dessen Absichten nicht ganz sauber erscheinen. Da geistert ein sehr alter Mann umher, der seit 19 Jahren seine Frau vermisst, aber nicht sagen kann, wie sie aussieht. Und dann wäre da noch der Herr, der eine per Internet kontaktierte Frau sucht und frustriert auf immer neue Ablehnung stößt.

 Zu den stärksten Szenen aber gehören die Streitereien zwischen dem Opernfreund und seiner aufgetussten Gattin (Jane Fischer, Lea Weihrauch). Sie brauchen keinen Anlass für wild bewegte Zusammenstöße der frivolen Art. Doch auch bei anderen Dialogen wird es zuweilen rüde und sexuell aufgeladen, dabei hat Jens Marnowsky den heftigen Originaltext bereits „entschärft“. Die Akteure aber, unter ihnen etliche frischgebackene Abiturienten, spielten mit viel Spielfreude auf und das galt auch für die von Meic Stephan einstudierten Choreografien.

 Immer wieder gab es Musikeinlagen bis hin zu Rap und Opernarie, bei denen sowohl die Schulband wie auch die Sänger überzeugten. Bis das Ganze ebenso schräg philosophisch wie schwarzhumorig ins morbide Finale führte. Der Todesengel hatte inzwischen allen Figuren seinen Stempel auf die Stirn gedrückt und für surreale Missverständnisse sorgte bei all dem ein Obdachloser, der alle Toten verstehen kann, nur geben seine Übersetzungen das Gesagte nicht immer so ganz richtig wieder.

 Als dann schließlich die immer wieder mal über die Bühne tappernde blinde Frau „Hallo?“ ruft, ist die Bühne leer und das Stück aus. Und das – ebenfalls coronagemäß reduzierte – Publikum springt auf zu großem Beifall für eine unter diesen Umständen großartige Leistung. – Die nächsten Aufführungen folgen nun heute sowie am 10., 12. und 13. Juli jeweils um 19.30 Uhr.   

Autor: Wolfgang A. Niemann

Was für ein Theater mit Corona

Der Untertitel: „AUFFÜHRUNG Mariengymnasium Jever führt im Juli sein neues Stück auf“

Szenenprobe

  JEVER/WAN Und nun zum Trotz: es wird in diesem Sommer ein Musical am Mariengymnasium zu Jever geben! Vom 6. bis zum 16. Juli sollen je nach Corona-Situation bis zu sechs Aufführungen open-air stattfinden

  Regisseur und Allroundmanager Jens Marnowsky hat dafür mit Helmut Kraussers „Haltestelle Geister“ eigens ein corona-geeignetes Stück ausgesucht, das ohne enge Gruppenbildungen auf der Bühne auskommt. Seit drei Wochen proben die Mitwirkenden nun bereits draußen, denn als Bühne dient der Pausenhof. An diesem Mittwoch fand endlich die erste gemeinsame Probe von Ensemble und Band statt, bei der Choreograf Meic Stephan auch die sehr unterschiedlichen Tanzeinlagen einstudierte.

 Abstände einzuhalten war während des strengen Lockdowns natürlich eine besondere Herausforderung und anfangs konnte es sogar nur per Online-Proben gehen. Dann folgten Musikerproben, bei denen jeder der Bläser in einem gesonderten Klassenzimmer spielte. Die zehn Musiker und Jens Marnowsky waren an diesem milden Probennachmittag – „Bei den vorherigen Proben hier draußen haben wir ganz schön gefroren!“ – die einzigen ohne Maske und die 15 Akteure mussten schon recht laut sprechen, um überhaupt verstanden zu werden.

 Das postmoderne Stück wurde 2007 bereits einmal von der Musical-AG des MG inszeniert und war nicht nur ein umjubelter Erfolg, aus ihm ging mit Jonas Schlagowsky auch ein Akteur hervor, der inzwischen als Schauspieler auf großen Bühnen und im Fernsehen spielt. Nicht umsonst gilt allerdings eine Altersbegrenzung ab 16 Jahre, weil es in „Haltestelle Geister“ ausgesprochen deftig zugeht mit rabiaten Szenen und Texten. Wobei die diesjährigen Akteure aus den Jahrgängen 9 bis 13 kommen und einige gerade erst dieses Alter erreicht haben.

 Die besonderen Umstände lassen im Übrigen lediglich 50 Zuschauer pro Aufführung zu. Wegen der wettermäßigen Unwägbarkeiten und eventueller Querschüsse durch Corona gibt es keinen Vorverkauf und es wird ein QR-Code vorgehalten, um tagesaktuell feststellen zu können, ob die jeweilige Vorstellung stattfinden kann.

 Für Jens Marnowsky ist es seit 1998 bereits die 18. Inszenierung, die des letzten Jahres aber soll auch nicht entfallen. Die Pandemie hatte das selbst entwickelte Stück „Homo Empathicus“ bekanntlich ausgebremst, nachdem es schon fast bühnenreif einstudiert war. Es dreht sich um die wilden 20er Jahre des 20. Jahrhunderts und hier heißt es noch einmal „Trotzdem“ – es soll nun eben 2022 nachgeholt werden und dann möglichst wieder in gewohnter Form und im Theater am Dannhalm.

Autor: Wolfgang A. Niemann 

Ein bisschen wie Rühmanns Feuerzangenbowle

das Hauptgebäude des MG, der historische Trakt

GESCHICHTE Warum 22 Männer vor 75 Jahren ihr Abitur in Jever zweimal machen mussten

JEVER/WAN An sich ist das Abitur ja eine einmalige Angelegenheit, mit der die Absolventen die „Allgemeine Hochschulreife“ erlangen. Vor 75 Jahren jedoch gab es am Mariengymnasium zu Jever 22 jungen Männer, die gewissermaßen ein doppeltes Abitur ablegten.

 Bis auf ein paar internierte Soldaten oder Vertriebene handelte es sich um den jeverschen Jahrgang 1926. Diese Schüler hatte die Wehrmacht kriegsbedingt im März 1943 als Flakhelfer zum Fliegerhorst Upjever abkommandiert. Anfangs gab es dort auch noch etwas Unterricht, da die jungen Männer jedoch bald schon als viel wichtiger für die Erringung des Endsiegs erachtet wurden, erhielten sie auf Grundlage einer entsprechenden Verordnung von 1940 das sogenannte Notabitur und den Marschbefehl.

 Wie Oswalt Andrae (1926-1997) zum Goldenen Abitur vor 25 Jahren als Betroffener süffisant schilderte, sollte sich das mit der Hochschulreife als eine Illusion herausstellen: „Das Soldatenleben pflegte im Allgemeinen nicht nur Hebung des geistigen Niveaus eines Menschen beizutragen. Da außerdem die Schulbildung der Kriegsabiturienten recht lückenhaft war,…. entschlossen sich die Hochschulen 1945, die sogenannten Reifevermerke ohne Prüfung nicht mehr anzuerkennen.“

 Um die an dieser Misere ja schuldlosen jungen Männer nicht im Regen stehen zu lassen, lud man sie zu einem halbjährigen Kursus ein, um die für das Abitur erforderlichen Kenntnisse doch noch zu erwerben. Immerhin wollte man den „Kriegsveteranen“ aber nicht das volle Programm aufnötigen und beließ es bei den Fächern Deutsch, Latein, Englisch, Mathematik und Physik.

 Um den wieder anlaufenden Schulbetrieb im MG, das während der Kriegsjahre bekanntlich als Lazarett genutzt worden war, nicht durch solche erwachsenen Schüler zu stören, fand der Unterricht ab dem 24. Oktober in einem Privathaus an der Schlachte statt. Wie klug diese Regelung war, unterstreicht dazu ein Kommentar von Oswalt Andraes Klassenkamerad Ingo Gralfs: „Es war erstaunlich, wie junge Männer, die die schrecklichsten Kriegswirren durchlebt hatten, auf der Schulbank wieder in die alte Pennälerhaltung zurückfielen.“

 Tatsächlich gibt es manche Anekdoten über kleine Flegeleien, Zigarettenqualm in der Klasse und Veräppelungen von Lehrern. Die übrigens durchweg Spitznamen bei den Schülern hatten: Direktorlein (Oberstudiendirektor Gerwin), Hein Uhl (OstD Dr. Uhlmann), Klassenlehrer Buffi (Studienrat Schmertmann), Traumulus (StR Dr. Niermeyer), Pük (StR Dr. Andrée) und Pips (StR Krüger).

 Am 1. April 1946 war es dann wirklich kein Aprilscherz, dass alle 22 ihr nunmehr einschließlich einer Prüfung erworbenes vollwertiges Reifezeugnis erhielten. Und es ist überliefert, dass aus allen „etwas geworden“ ist. Ingo Gralfs zum Beispiel machte eine Karriere bis hin zum Senatspräsidenten beim OLG Celle und Oswalt Andrae wurde als Dichter und Schriftsteller weit über seine Heimat hinaus berühmt.

Autor: Wolfgang A. Niemann

Neue Virtrinen für Mariengymnasium

BILDUNG Verein der Ehemaligen tagte

JEVER/WAN Aus der coronabedingten Not machte der „Verein der Ehemaligen des Mariengymnasiums zu Jever e.V.“ eine Tugend. Am Freitag führte der Verein seine Jahreshauptversammlung als Hybridveranstaltung per Videokonferenz durch.

 Da die weit über 500 Mitglieder ohnehin quasi weltweit verstreut sind, hatte das den Vorteil, dass diesmal einige von weit her teilnahmen. Unter ihnen konnte die Vereinsvorsitzende Renate Janßen-Niemann mit Antje Naujoks sogar ein Mitglied aus Beer Sheva in der israelischen Negevwüste begrüßen.

 Der Jahresbericht zeigte, dass durch die Pandemie für die Ehemaligen zwei Veranstaltungen weggebrochen waren. So musste der Abend mit Walter Joshua Pannbacker aus der Reihe „Ehemalige persönlich“ entfallen und schmerzlich vermisst wurde auch das beliebte Alumni-Treffen von jungen und nicht so jungen Ehemaligen nach Weihnachten im Mariengymnasium.

 Einhellig befürwortet wurde bei den alljährlichen Spenden für Schulzwecke ein Betrag von 2000 Euro. Dazu erläuterte der ebenfalls zugeschaltete Schulleiter Jürgen Ploeger-Lobeck die eine Hälfte des Betrages für den Bereich Musical AG. Deren Choreograf Meik Stephan habe für das letztjährige Stück vollen Einsatz gebracht und dann musste es pandemiebedingt abgesagt werden. Auch für dieses Jahr sei eine Aufführung fraglich.

 Der Choreograf werde üblicherweise aus den Einnahmen bezahlt, die aber nicht zustande kamen. Aus dem Schuletat sei ein Honorar jedoch nicht statthaft, andererseits könne man ihn schlecht „für lau“ arbeiten lassen. Nun sollen sich die Ehemaligen und die beiden anderen Fördervereine des MG die Entlohnung teilen.

 Als Signal zum Einplanen wurden zudem 1000 Euro für ausgeleuchtete Vitrinen im naturwissenschaftlichen Trakt bewilligt, die aber vermutlich erst 2022 aufgestellt werden können. In ihnen sollen wertvolle Tierpräparate und ähnliches ausgestellt werden, die bei den derzeitigen Renovierungsarbeiten wiederentdeckt wurden.

 Bei seinen Schilderungen aus dem Schulleben in Corona-Zeiten konnte Schulleiter Ploeger-Lobeck davon berichten, wie gut dem MG die Umstellung auf den digitalen Betrieb gelungen ist (die WZ berichtete). Es herrsche allgemeine Zufriedenheit bei allen Betroffenen. Belastungen gebe es am ehesten von außen, wenn zum Beispiel die Landesschulbehörde per Mail Schnell- bzw. Selbsttest anordne und das mit 30 Seiten Anleitung dazu.

 Abschließend wurde Antje Naujoks für ein Buchgeschenk gedankt, das sie der Bibliothek des MG gemacht hatte. Es ist ihre mittlerweile 15. Übersetzung aus dem Hebräischen und diesmal ging es um Pater Ernst Schmitz‘ Werk „Das Heilige Land zu Beginn des 20. Jahrhunderts“. Der Geistliche und Zoologe hatte darin auch über Ulrich Jasper Seetzen geschrieben, den berühmten Orientforscher aus Jever. Dieser einstige Abiturient des MG sei im Übrigen noch immer sehr präsent vor Ort und Antje Naujoks, die seit vielen Jahren in der Wüstenstadt lebt, schaut sogar von ihrem Balkon auf den Ort, wo Seetzen 1807 kurz geweilt hat.          

Autor: Wolfgang A. Niemann